Nachruf auf Prof. Dr. emerit. Hinrich Hudde (30.08.1944 – 12.07.2023)
Unser Kollege Hinrich Hudde hat die Erlanger Romanistik seit Antritt seines Lehrstuhls im Jahre 1981 – berufen nach einer kurzzeitigen Professur an der FU Berlin – über viele Jahre in Lehre und Forschung als Französist und Italianist begleitet und geprägt. Seit Anfang der 2000er Jahre von schwerer Krankheit gezeichnet, setzte er seine Lehrtätigkeit bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2009 mit bewundernswerter Haltung fort und war auch in den folgenden Jahren bei vielen Gelegenheiten als interessierter Fachmann und zugewandter Gesprächspartner im Institut präsent. Zu seinem 65. Geburtstag ehrten ihn Schülerinnen und Schüler, Kollegen und Kolleginnen mit einer Festschrift, die sich einem jener Forschungsgebiete widmete, dem die besondere Aufmerksamkeit und Liebe des Jubilars galt: den kleinen literarischen Formen, insbesondere der Aphoristik, in deren aparter Welt sich Hinrich Hudde als Forscher und als Autor gleichermaßen souverän bewegte.
Wer Hinrich Hudde aus der Nähe kannte, den verwunderten seine literarischen Präferenzen nicht, selbst wenn diese, von außen betrachtet, weit auseinanderzuliegen scheinen: Francesco d’Assisi, dem gläubigen Katholiken Hudde tief vertraut, dann die italienischen Hermetiker, schließlich Samuel Beckett, allesamt Meister mystischer, lyrischer, philosophischer Verdichtung von Sprachlichkeit. Und gerade diese kunstvolle verbale Reduktion reizte den exzellenten Übersetzer, Übersetzungsforscher und Übersetzungshistoriker, der Hinrich Hudde über viele Jahre auch gewesen ist. Von diesem Engagement zeugt die von ihm begründete und eifrig mit eigenen Beiträgen belieferte Reihe Biblioteca poetica in der Zeitschrift Italienisch, davon können aber auch die Studierenden berichten, die er in seinen Lehrveranstaltungen immer wieder auch in entlegenere und philologisch-translatorisch anspruchsvolle Gebiete der Weltliteratur eingeführt hat.
Mit Hinrich Hudde verliert das Erlanger Institut für Romanistik einen Kollegen von großer Bescheidenheit und nie nachlassender Freundlichkeit und die Romanistik einen feinsinnigen Philologen.
(G. S.)